Exkursion in die Region Rhone / Frankreich

Fünf Tage lang informierten sich die Mitglieder des Weinordens der  Nahe im Rhonetal in Frankreich über Besonderheiten, Herausforderungen und Zukunftsstrategien des Weinanbaugebietes, das in einem 200 Kilometer langen Tal zwischen Vienne und Avignon liegt. Das Weinbaugebiet der Rhone gilt als die älteste Weinregion Frankreichs.

Die gesamte Rebfläche beträgt rund 61.ooo Hektar, die Weinproduktion pro Jahr beläuft sich auf rund 2,5 Millionen Hektoliter. Im nördlichen Teil der Rhone, wo nur 5 Prozent der Weine herstammen, reifen die vielschichtigsten und kraftvollsten Syrah-Weine der Welt. Die Reben stehen hier an steil zum Fluß abfallenden Hängen. Hier dominiert meistens eine Traubensorte im Wein.

Im Süden verlieren sich die Weinberge im weiten Hügelland und die besten Weine sind meist eine Cuvee aus verschiedenen Sorten. Hervorragende, lagerfähige Rotweine reifen beim alten Römerstädtchen Gigondas. Als Sinnbild des südlichen Typs der Rhone-Weine gilt immer noch der Chateauneuf-Pape, der aus rund einem Dutzend verschiedener Sorten gekeltert werden darf. Einige Weingüter sorgten in den letzten Jahren mit ihren Erzeugnissen für Furore.

Interessante Traubensorten sind Syrah, Grenache oder Mourvedre. Mit Erstaunen wurden aufgenommen, dass – wenn überhaupt – das  Eigentum an Weinbergsflächen wechselt, Preise pro Hektar von bis zu 2 Millionen Euro fällig sind. Auch Flaschenpreise von 40 Euro aufwärts sind keine Seltenheit und werden von den Winzern als Selbstverständlichkeit angesehen. Auch Brachflächen oder aufgelassene Flächen sind hier nicht anzutreffen. Die arbeitsintensiven Weinberge mit Einzelstöcken und Einzelpfahl hat es notwendig gemacht, dass in den letzten Jahren auch vermehrt Mitarbeiter vorwiegend aus  Südosteuropa eingesetzt werden mussten, um die Weinberge zu bewirtschaften.

Abfahrt

Von Bad Kreuznach aus ging die Fahrt frühmorgens im vollbesetzten Bus bei bestens organisierten Kaffee- und Frühstückspausen nach Lyon, wo dann der deutsch-sprachige Reiseleiter einstieg. Zunächst einmal mehr schweigend, lief er später dann zu Hochform auf und informierte sehr gut über Land und Leute in Frankreich. In Valence wurde dann im Vier-Sterne-Hotel Best WesternClos Syrah übernachtet.

Amphittheater in Orange

Reisen bildet, heißt es ja allgemein und so galt neben dem Wein auch interessanten Kulturgütern und Sehenswürdigkeiten ein Augenmerk des Nahe-Weinordens. Deshalb war das seit 1981 als Weltkulturerbe anerkannte antike Amphitheater in Orange das Ziel des zweiten Tages. Im ersten Jahrhundert nach Christus erbaut,  gilt es heute als eines der besterhaltenen römischen Theater in der 4o v.Chr. gegründeten römischen Kolonie Arausio. Während der römischen Zeit fanden dort 10.000 Menschen bei den Aufführungen Platz, heute sind es noch 7.000 Menschen, vor allem bei den durchgeführten neuzeitlichen und modernen Opernfestivals.

Erste Weingutsbesichtigung mit Weinprobe 

Mittags gab es den lang ersehnten Besuch im Weingut Maison Ogier in Chateauneuf Du Pape. Die Gesamtfläche dieses Weingutes umfasst 3.200 Hektar. Gründer war ein Däne namens Orgier vor 150 Jahren. Beeindruckend die Dimensionen dieses Gutes einschließlich der Verkaufsräume und Vinothek, aber auch die Qualität der Weine überzeugte einmal mehr.

Grotte Saint-Marcel-D-Ardeche 

Abwechslung gab es dann unterirdisch in der Grotte Saint-Marcel-D-Ardeche. Zu sehen gab es nach einem 250-stufigen Treppenabgang unter die Erde riesige Säle und in Europa einmalige unterirdische Stufenwasserbecken aus Kalzit. Die eingebauten Lichterfarbspiele blieben bei vielen noch lange in Erinnerung. Weinprobe im Bio-Weingut Anschließend wurde das Bio-Weingut Domaine Notre Dame de Cousignac in Bourg-Saint Andeol besucht. Bekannt für die Qualität ihrer Bio-Weine wurde dann erklärt, dass alle Arbeit auf die alte Art, ohne Insektizide oder synthetische Chemikalien im Weinberg erledigt werden. In der siebten Familiengeneration wird hier Wein angebaut und man merkte schon die Leidenschaft, mit der in der Familie Pommier hier die Arbeit in und an den vielen Weinstöcken erledigt. Um die Wein-Vermarktung professioneller und auch im Ausland vornehmen zu können, arbeitet die Weingutsfamilie mit einem großen Handelsunternehmen bislang sehr erfolgreich zusammen.

Schokolade und Wein im Visier

Am dritten Tag war der weltbekannte Schokoladenhersteller Valrhona in Tain-I-Hermitage das Ziel des Weinordens. Das renommierte Unternehmen zeigt auch auf, dass Wein und Schokolade gut zusammen passen können. Auf Grund brütender Hitze im Außenbereich „verlief“ allerdings das ein oder andere eingekaufte Stück „Mitbringsel“. Ein paar Straßenzüge weiter wurde intensiv die Geschichte des Weingutes Ferraton kennengelernt. 1946 begonnen,  wurde 1998 umgestellt auf ökologische Bewirtschaftung in der Biodynamik. Es werden keine Chemikalien, keine Düngemittel und keine Pestizide in der Weinbewirtschaftung verwendet. Nur mit dem, was der Boden hergibt, wachsen die Trauben. Mit Zukäufen aus renommierten Lagen werden qualitativ hochwertige und exzellente Cuvees hergestellt, die die Gäste von der Nahe ausgiebig probierten.

Winzergenossenschaft Cave de Tain

Von mehr als 1.000 Hektar Weinbergsflächen bekommt die Winzergenossenschaft am Fuße des Berges Hermitage Weintrauben geliefert und ist damit auch Haupterzeuger von Rotweinen im nördlichen Rhonetal. Auch hier wurde geprobt und die Absatzwege intensiv erklärt und erläutert.

Lyon mit Paul Bocouse

Am vierten Tag lag eindeutig der Hauptaugenmerk auf Lyon, einer pulsierenden Stadt mit vielen jungen Menschen, nachdem gleich nach dem Frühstück zunächst die Domaine Pierre Gaillard  in Malleval besucht wurde. Aktuell werden hier 25 Hektar Weinberge bewirtschaftet und rund 120.000 Flaschen Wein damit produziert.

Die Markthalle in Lyon symbolisiert einmal mehr die Geheimnisse des Erfolges von Starkoch Paul Bocous, der als einer der besten Köche des 20. Jahrhunderts gilt und auch Namensgeber der Halle ist: Qualität und Kreativität. Anmehr als fünfzig Ständen gibt es alles, was das Herz begehrt: Austern, Käse, Backwaren, Gemüse, Wurstwaren, Fleisch, Fisch, Feinkost aller Art,Wein und beste Gastronomie. Und dies nutzten die Mitglieder des Weinordens der Nahe ausgiebig. In diesen engen Bereichen der Markthalle war ebenfalls noch Rotweinprobe organisiert.  Am Nachmittag war eine Stadtbesichtigung angesagt, wo viele interessante Sehenswürdigkeiten gefielen. Das Abendessen fand in einem voll besetzten typischen Lyoner Bouchon statt. Auch wenn es nicht allen gefiel, das muss man mal erlebt haben.

Hungrig ging niemand zurück ins Hotel. Einige Mitglieder warfen sich noch bei herrlichen Außentemperaturen in das Nachtleben dieser „jungen Stadt“.

Rückfahrt zur Nahe / Nachtreffen

Der fünfte Tag wurde für die Rückfahrt genutzt, obwohl einige noch länger bleiben wollten. Dank bester Vorbereitung und Einkauf von französischen Spezialitäten in den Bocuse-Markthallen freuten sich alle auf den Frühstücks- und Mittagsstop auf der Autobahn, bevor in Rheinhessen am frühen Abend der Abschluß stattfand.

Das Nachtreffen am 13. August im Bonnheimer Hof bei Weinfreund Werner Lorenz, der auch Reiseteilnehmer war, wurde zur Bilderrückschau genauso genutzt wie zur „Manöver-kritik“ oder auch Lob. Gerd Logemann und einer Helferschar ist zu danken für die Vorbereitung, aber auch für die vorgetragene Nachschau. Für den Weinorden der Nahe war es nämlich die erste Reise, die nicht selbst von Mitgliedern des Weinordens vorbereitet, sondern über eine Agentur organisiert wurde.

Im nächsten Jahr wird es in das Weinanbaugebiet der Mosel gehen. Wegen der räumlichen Nähe werden sich Mitglieder des Weinordens wieder selbst um die Reisevorbereitung und –durchführung kümmern. Darauf freuen sich schon viele und wollen auch wieder mit von der „Partie“ sein.

Bericht und Bilder von Arno Mohr